Montag, 25. November 2013

La vida picante

Domingo 24/11/2013
Guadalajara, Jalisco, Mexico


November in Mexiko ist halb so schlimm. Während man in Österreich schon mal die Übergangsjacken aus dem Schrank packt, geht’s hier gleich weiter wie im August. Okay 3-4 Grad weniger und 2 Nebeltage hatten wir auch schon, aber dafür kein Regen mehr. Mit 24-28 Grad lässt es sich schon sehr gut leben. Man könnte sagen Maiwetter ein Jahr lang.

Und wenn man es dann wirklich warm haben will dann kann man immer noch runter von 1500 Höhenmeter ans Meer, wo einen auch an der Pazifikküste karibisches Wetter erwartet – und das 24/7/52. Gesagt, getan haben wir uns gedacht und somit sind wir das Wochenende nach unserem kalten „Tag der Toten – Ausflug“ mit Alex und drei seiner Kollegen aus D.F. ins warme Puerto Vallarta gefahren, um einfach – naja – gar nicht viel zu machen. Immerhin ist danach auch schon der Endspurt in all unseren Fächern losgegangen, da mit Ende November an unserer Uni auch Unterrichtsende ist und im Dezember nur noch Prüfungen geschrieben werden.







 

Im vierten Monat in Mexiko, merke ich, dass meine Einstellung immer objektiver wird. Nachdem man das erste Monat als „Tourist“ nur das Positive sieht und von den vielen tollen Erfahrungen und Eindrücken geblendet ist, kommt die Zeit als „Kritiker“, wo man auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wird und von einigen Dingen enttäuscht wird. Im dritten Monat lernt man damit umzugehen und man wird zum „Angepassten“, der weiß wie er mit gewissen Situationen umgehen muss und endlich auch halbwegs konversationssicher in der Sprache wird, was als neuer Erfolg verbucht werden kann und neue Motivation gibt. Im vierten Monat beginnt man zu leben als wäre man zu Hause. Natürlich – viele Dinge sind anders – aber das Gefühl ist da. Im Supermarkt kennt man jede Kassiererin und die kennen den eigenen Speiseplan (der nicht schwer zu merken ist). Man weiß welcher Busfahrer den Ausweis sehen will und welcher nicht. Man lässt sich von keinem Taxler mehr erzählen wieviel die Fahrt vom Haus in die Innenstadt kostet und wird dadurch immer erfolgreicher im Verhandeln. In der Cafeteria an der Uni kennen sie deinen Namen und freuen sich, dass du auch nach vier Monaten noch immer gerne das Tagesmenü isst. Nach vier Monaten hat man endlich begriffen was die ganzen Begriffe bedeuten mit denen man sich einen Taco füllen lassen kann und weiß, dass es tausend Begriffe für im Endeffekt 4-5 unterschiedliche Sorten Fleisch gibt. Auch der Frisörin braucht man nicht mehr erklären wie man denn die Haare gerne hätte, sondern sie lächelt nur mehr mit einem wissenden Blick. Man weiß für welche Prüfungen man lernen muss und für welche der Hausverstand reicht (überraschend viele).
Chilaquiles entwickelt sich zum besten Frühstück das man sich vorstellen kann - man weiß zwar nicht warum, aber irgendwann in dieser Zeit entwickelte sich der Geschmack von Brot mit Butter und Marmelade zu Bohnen mit Nachos in scharfer Tomatensoße und Sahne. Verstehen kann man es eigentlich selber noch nicht, aber solange die Blähungen ausbleiben genießt man das nahrhafte Frühstück.
Man weiß, dass man Tequila mit allem mischen kann (allem!) aber Bier nur mit Salz und Chili - aber keinesfalls mit Zitronenlimonade oder Cola. Radler ist für Mexikaner eine Vergewaltigung von Bier. Akzeptier ich - dafür ist Michelada (gesalzenes Bier mit Gurken und Chili) Selbstvergewaltigung. Man versteht es trotzdem irgendwie, weil man weiß, dass Mexikaner nur 3 Geschmäcker kennen - und zwar salzig, süß und scharf. Diese werden dafür aufs Extremste ausgereizt und auch in allen Formen durchgemischt: Scharfe Bonbons, gesalzene Honignüsse, Chilisalz, usw
Man weiß, dass man auf der anderen Seite der Welt ist - und trotzdem hat man das Gefühl von zu Hause.
 
 

 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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